Die SZ freut sich mit *ihrem* sächsischen Eishockeyverein
Es sei den Füchsen gegönnt, die Statements von Rohrbach sind sehr gut, Respekt dafür.
In Dresden jammert man trotz 2400 Zuschauer und wieder gab es 30Tsd. von den Fans obendrauf. In Weißwasser hat man trotz deutlich weniger Zuschauer Luft im Budget, um ZIELgenau nachzuverpflichten.
Und man kann Stand heute, den BESTEN Goalie der Liga (siehe 70%!!!) HALTEN!!!
Wir haben dem Rekonvaleszenten Briggs aber gleich einen 2Jahresvertrag gegeben, Glückwunsch!
Der Artikel
SZ 27.3.2012
„Die Geburt von Resi bleibt für mich das Größte“
Die Tochter im Arm und den Klassenerhalt sicher – eine optimale Saison für Dirk Rohrbach, Trainer der Lausitzer Füchse
Ausgerechnet am letzten Spieltag der Hauptrunde der 2. Eishockeyliga stand er statt als Trainer der Lausitzer Füchse an der Bande seinen Mann im Kreißsaal. Er musste keine Kommandos geben, keine Taktiktafel bekritzeln, keine Auszeit nehmen oder mit Schiedsrichtern diskutieren. Nur dem Nachwuchs eine Chance geben. Der erfüllte alle seine Erwartungen. Tochter Resi wurde kurz nach Spielende geboren, wog bei 52 Zentimetern Körpergröße „stramme“ 3600 Gramm – für Dirk Rohrbach der persönliche Höhepunkt einer überaus erfolgreichen Saison.
Herr Rohrbach, wie geht es Ihnen und Ihren zwei Frauen?
Danke, alles bestens. Drei Tage nach der Entbindung waren wir alle zu Hause. Die Geburt von Resi bleibt für mich das Größte – trotz der Erfolge in dieser Saison. Ich hatte noch abgewogen, ob ich mit zum letzten Spiel nach Bietigheim fahre. Aber dann hatten wir den Klassenerhalt schon in der Tasche. Die Entscheidung, bei meiner Frau zu bleiben, war deshalb viel leichter. Und dann ging es auch schon los.
Jetzt, ein paar Tage später, tut es da weh, dass die Saison zu Ende ist und es kein drittes Play-off-Heimspiel mehr gab?
Jetzt nicht mehr, direkt nach dem 4:5 am Freitag schon. Man konnte richtig sehen, dass Schwenningen Angst hatte, auch, als sie im letzten Spiel mit zwei Toren führten. Die Serie mit 1:4 gegen einen überlegenen Gegner zu verlieren, wäre o.k. gewesen. Aber so – Schwenningen war in unserer Reichweite.
Hat die Mannschaft in dieser Saison das Optimum erreicht?
Im Großen und Ganzen ja. Platz sechs hatte uns keiner zugetraut, auch die kühnsten Optimisten nicht. Das ist ein Riesenerfolg. Nur in den Play-offs waren wir ein bisschen unglücklich. Das durchaus mögliche Weiterkommen wäre der Bonuspunkt auf eine tolle Saison gewesen.
Die Lausitzer Füchse sind damit beste sächsische Mannschaft. Die Dresdner Eislöwen und der ETC Crimmitschau kämpfen noch in der Abstiegsrunde um den Klassenerhalt. Schauen Sie da interessiert hin?
Ich schaue auf jeden Konkurrenten in dieser Liga. Natürlich ist es schön, in dieser Saison bestes sächsisches Team zu sein. Vor einem Jahr war das Dresden.
Ich wünsche den Eislöwen und Crimmitschau alles Gute für die Abstiegsrunde und hoffe, dass beide Mannschaften in der Liga bleiben.
33 Punkten mit zehn Siegen aus 48 Spielen vor einem Jahr stehen jetzt 74 Punkte und 29 Siege gegenüber. Was lief bei Ihrer Mannschaft in dieser Saison anders?
Wir haben die engen Spiele gewonnen, einige in der Schlussphase noch gekippt, viele andere sicher nach Hause gebracht. Die Qualität der gesamten Mannschaft hat sich gesteigert. Das hat man in jedem Training gesehen. Das taktische Niveau und die Passqualität waren viel höher. Und die Harmonie im Team hat gestimmt.
Wie viel Prozent macht der Torwart Jonathan Boutin aus, der zum zweiten Mal zum besten Keeper der Liga gewählt wurde?
70 Prozent. Er hat einige unglaubliche Spiele abgeliefert. Als wir zum Beispiel das Spiel in Ravensburg gedreht haben (4:3 nach einem 0:3-Rückstand am 8. Januar/d.Red.), stand er am Ende zehn Minuten lang unter Dauerbeschuss und hat gehalten wie ein Hexer. Und wenn du einen solchen Torwart hinter dir weißt, macht das alle Spieler stärker, weil sie sich sicher fühlen.
Sie haben in dieser Saison auf eine Ausländerposition verzichtet, mit nur vier statt fünf Kontingentspielern im Kader. Ist das ein Modell mit Zukunft?
Ja, das ist aufgegangen.
Wir haben auf Qualität gesetzt, nachdem wir in der vergangenen Saison gelernt hatten, dass viel Masse nichts bringt. Außerdem ist es uns auch gelungen, uns noch im September mit Sommerfeld und Bombis, die uns zu diesem Zeitpunkt überzeugt hatten, zu verstärken.
So viel Luft war da noch im Budget.
Sie haben die Saison mit drei Reihen durchgespielt, fast immer besetzt mit den Stammkräften. Haben die jungen Spieler, die auch im Jonsdorfer Oberligateam zum Einsatz kamen, den Sprung nicht geschafft?
Man darf von diesen jungen Spielern mit 18, 19 Jahren keine Wunderdinge erwarten. Sie brauchen zwei, drei Jahre. Roberto Geiseler hat die meisten Fortschritte gemacht und seine Chance als Verteidiger genutzt. Dadurch konnte ich Sommerfeld in die erste Sturmreihe nach vorn schieben.
Durch den frühen Klassenerhalt hat der Verein Planungssicherheit. Bringt das Vorteile?
Auf alle Fälle. Wir können mit den Spielern in aller Ruhe über die neue Saison sprechen, können rechtzeitig den finanziellen Rahmen abstecken.
Können Sie die Leistungsträger halten, und muss jemand weg?
Wir wären dumm, wenn wir viele Spieler austauschen würden. Aber der finanzielle Rahmen bleibt bei uns insgesamt unverändert. Spieler wollen nach einer guten Saison aber mehr verdienen und sondieren den Markt. Das ist legitim. Ende der Woche wissen wir mehr.
Es gibt Spieler, die in Weißwasser stark waren, woanders aber nicht glücklich wurden. Nutzen Sie das als Argument?
Auch. Wir sind in Weißwasser perfekt für einen Eishockeyprofi. Wir führen junge Spieler heran, kümmern uns um das komplette Umfeld. Das Geld ist pünktlich auf dem Konto, und die Region lebt Eishockey. Und bald haben wir ein neues Stadion, das man täglich wachsen sieht. Na klar hat unsere Region auch Schwächen, bezüglich des kulturellen Angebots etwa.
Wann gehen Sie in Urlaub?
Diese Woche stehen noch Gespräche mit den Spielern an, nächste Woche ist ein Sichtungscamp für junge Spieler. Dann ist Urlaub, diesmal ganz in Familie mit unserer Resi und überwiegend zu Hause. Sogar den traditionellen Angelurlaub mit meinen Eishockeykumpels habe ich diesmal abgesagt.
Gespräch: Frank Thümmler